Stadtregionale Ausgleichsstrategien als Motor einer nachhaltigen Landnutzung

Ziele

RAMONA entwickelt neue stadtregionale Strategien, mit denen der Ausgleich von einem nachsorgenden Reparaturbetrieb in einen Motor für eine vorsorgende Regionalentwicklung und einen effektiveren Beitrag zum Naturschutz transformiert werden kann.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen im Wissenspool "Kompensation mit Mehrwert" (online) zusammengeführt und damit anderen Kommunen deutschlandweit zur Verfügung gestellt werden. Viele Kommunen und Stadtregionen stehen vor ähnlichen Problemen. Es ist daher davon auszugehen, dass die erprobten Modelle und Methoden auch andernorts in die Praxis übernommen werden. Um diese bundesweite Verwertbarkeit zu stärken, führt das Konsortium seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Dialog mit Vertretern anderer deutscher Metropolregionen durch.

 

Bezug des Vorhabens zu förderpolitischen Zielen

RAMONA zielt auf die Förderrichtlinie „Stadt-Land-Plus“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Förderrichtlinie ist Teil der Leitinitiative Zukunftsstadt innerhalb des BMBF-Rahmenprogramms "Forschung für Nachhaltige Entwicklung – FONA". Die Leitinitiative fokussiert auf einen integrativen Ansatz zur Entwicklung nachhaltiger Städte.

Durch „Stadt-Land-Plus“ sollen im Besonderen Kommunen in wachsenden Stadtregionen gestärkt werden, um durch sektorenübergreifende und interkommunale Konzepte besser auf die vielfältigen, in weiten Teilen noch unerforschten regionalen Wechselbeziehungen und Verflechtungen reagieren zu können und dadurch ein ressourcenschonendes Landmanagement zu erreichen. RAMONA greift in diesem Zusammenhang die Praxis der Kompensation von Eingriffen auf und begreift diese als eine besondere Form der regionalen Verflechtung. Am Beispiel der Region Stuttgart sollen die Verflechtungen – also die Austauschprozesse an Flächen- und Flächenwertigkeiten – jenseits kommunaler Grenzen analysiert und im Hinblick auf eine zukunftsorientierte und ökologisch nachhaltige Landnutzungspraxis optimiert werden.

 

Gemeinsame Arbeitsziele der Projektpartner

In dieser sich diffus im Stadt-Umland-Gefüge abbildenden Gemengelage aus (1.) hinter ihren Anwendungspotentialen zurückbleibender Eingriffsregelung, 2.) isoliert/nicht maßstabsübergreifend  agierendem besonderen Artenschutz, 3.) Beeinträchtigung bestimmter Schutzgüter, insbesondere Boden und 4.) dadurch stockender Flächenentwicklung und -qualifizierung setzt RAMONA an. Das Projekt zielt darauf, kernstadtübergreifende regionale Ausgleichsstrategien zu entwickeln, die als Motor einer nachhaltigen Landnutzung fungieren.

Am Beispiel der Region Stuttgart bzw. der Kernstadt Stuttgart und der im Süden der Region gelegenen Kommune Filderstadt soll erforscht werden, wie die Eingriffsregelung durch regionale, auf Landschaftsräume (ein Talhang, eine Hochebene, etc.) bezogene Ausgleichsstrategien von einem nachsorgenden Instrument des Naturschutzes in ein vorsorgendes Instrument von Stadt- und Regionalplanung einerseits und von Natur- und Bodenschutz andererseits überführt werden und wie die Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen effektiver gestaltet werden kann. Im Untersuchungsraum besteht aufgrund der hohen demografischen und wirtschaftlichen Dynamik, der bereits erreichten Dichte an Siedlungen, Infrastrukturen und auch an Kompensationsflächen, den stark differenzierten naturräumlichen Gegebenheiten sowie der hohen Bedeutung der Landwirtschaft ein besonderes und akutes Handlungserfordernis.

RAMONA will einen Beitrag leisten, um das auf kommunaler Ebene punktuell nachsorgend eingesetzte Instrument der Eingriffsregelung sowie die artenschutzrechtlichen Anforderungen in landschaftsbezogene, integrierte Stadt-Umland-Strategien zu überführen/einzubinden.

Ziel ist es, in der Region Stuttgart die kommunalen/regionalen Ausgleichsprozesse – bundesweit erstmalig –

 

Bezug zur internationalen Nachhaltigkeitspolitik

RAMONA greift direkt eine regionale Fragestellung auf, adressiert dabei aber auch Herausforderungen, die auf internationaler Ebene durch die „Sustainable Development Goals" definiert wurden und für die Forschung im Rahmen von FONA einen handlungsleitenden Charakter besitzen. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass die SDGs nicht isoliert voneinander, sondern nur in einem sektorübergreifenden, integrativen Zuschnitt erreicht werden können, was auch der Philosophie von RAMONA entspricht.

So fordert das SDG 2 die Sicherung und Verbesserung der Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft. RAMONA folgt diesem Ziel, u.a. indem es der Ressource Boden und dem Thema produktionsintegrierter Kompensationsmaßnahmen große Aufmerksamkeit widmet. Viele der Böden in der Region Stuttgart gehören zu den weltweit produktivsten. Ihr Schutz und die Erhaltung ihres Produktionspotentials durch eine nachhaltige Landwirtschaft ist damit auch ein Beitrag zu SDG 12 „Verantwortungsbewusste(r) Produktion und Verbrauch“ und zu SDG 15, das eine globale Sicherung nachhaltiger Landnutzungen und die Beendigung bzw. eine Umkehrung des Verlusts der Artenvielfalt fordert.

Im SDG 9 wird im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Industrialisierung der Aufbau einer „widerstandsfähigen Infrastruktur“ im Sinne eines Schlüsselinstruments gefordert. RAMONA leistet auch hierzu einen Beitrag, indem es die Qualifizierung regionaler Landschaft als „Grüne Infrastruktur“ versteht. Das Projekt knüpft dabei an eine Empfehlung der Europäischen Kommission an, die die Entwicklung von Freiraum und Landschaft ebenfalls als „green infrastructure“ postuliert. Zwei Konzepte werden dabei verschnitten: der räumliche sowie administrative Grenzen überschreitende Verbund von naturnahen Flächen und eine systematische, schutzgutübergreifende Planung desselben. Der Aufbau einer grünen Infrastruktur ist wiederum ein essentieller Beitrag zum SDG  „Nachhaltige Städte und Siedlungen“.

 

Feld

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